Heimersheim,
St. Mauritius

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Das Konzept der neuen Fasen-Orgel

von Orgelbaumeister Hubert Fasen
Der technische Aufbau - Trakturen, Wind und Gehäuse
Das klangliche Konzept - die Intonation

Die äußere Gestaltung der Orgel - der Standort

Orgel und Kirchenraum gehören zueinander, das gilt für den architektonischen und klanglichen Bereich gleichermaßen. So wurde bei der Konzeption der neuen Orgel stilistischen, räumlichen und technischen Vorgaben Rechnung getragen. Dies war in Heimersheim kein einfacher Prozess, da die Kirche sowohl akustische als auch bauliche Besonderheiten aufweist, die eine befriedigende Lösung der Orgelfrage erschwerten. Am Anfang der Überlegungen stand das Problem des Orgelstandortes. Durch die Erweiterung der Kirche nach einem Entwurf des Trierer Architekten Heinrich Otto Vogel in den Jahren 1960/61 waren zwei optisch weitgehend in sich geschlossene, aber durch die Hauptsichtachse zum Altar hin eng verknüpfte Räume entstanden, die durchaus ähnlichen Gestaltungsprinzipien gehorchen. Es entstand ein reizvolles Spannungsfeld zwischen der historischen, spätromanischen Emporenbasilika aus der Zeit um das Jahr 1250 einerseits und dem modernen, annähernd kubischen Anbau mit seinem hölzernen Kreuzgewölbe, gestützt auf eine zentrale Säule.

Zunächst drängte sich die ehemalige Orgelempore, unter der jetzt der Zelebrationsaltar steht, als Standort geradezu auf; mit einem doppelseitigen Prospekt wäre das Instrument vom alten wie vom neuen Teil der Kirche aus sehr präsent gewesen. Aber damit hätte man die beiden Räume optisch fast völlig getrennt. Weiterhin würde der Altar als Mittelpunkt der liturgischen Handlung optisch durch einen darüberliegenden Orgelprospekt „erdrückt“. Schließlich sprachen Probleme der Luftzirkulation und das geringe Platzangebot gegen diesen Aufstellungsort.

So rückte der 1960/61 konzipierte Standort, die Westwand des Neubaus, in den Mittelpunkt unserer Überlegungen. Es war wohl eine Orgel mit elektrischen Kegelladen, eingebaut seitlich auf einer Stahlkonstruktion über der Empore, vorgesehen. Der elektrische Spieltisch hätte nur wenig Platz auf dem schmalen Mittelpodest eingenommen. In unseren Tagen kam natürlich nur eine Ausführung des Instrumentes mit mechanischer Spieltraktur infrage. Daher wählten wir bei unserem Entwurf aus Platzgründen eine mittige Aufstellung, was natürlich auch schon durch die symmetrische Raumgestaltung und das Raumkonzept gefordert ist. Zusätzlich ermöglicht diese Aufstellung eine direkte Klangabstrahlung in den alten Kirchenraum, was insbesondere im Bereich höherer Frequenzen für ein klares Klangbild wichtig ist und verhindert, dass die Orgel dort nur als diffuser „Klangbrei“ wahrgenommen werden kann.

Der C-Turm des Hauptwerks.
Der C-Turm des Hauptwerks.

Die grundsätzliche Gestaltungsidee war ein auskragendes Obergehäuse auf einem schmalen Unterbau; die Gestaltung sollte Elemente des Raumes aufnehmen. Die Prospektfelder mit ihrem Rundbogen korrespondieren mit der Fensterform und den Gewölbekappen, die geradlinige Gehäusegestaltung entspricht den schlichten Gestaltungsprinzipien des Raumes. Der freistehende Spieltisch erleichtert die Chorarbeit und ermöglicht dem Organisten eine bessere Klangkontrolle seiner Registrierungen.

Die Höhenabstufungen der Gehäusetürme wurden im Grunde vom Kirchengewölbe und der Disposition vorgegeben. Die Anordnung der Prospektfelder ist in klassischer Manier den Orgelwerken zugeordnet; die niedrigen Mittelfelder gehören zum Hauptwerk, die seitlichen, hohen Türme zum Pedalwerk. Das Schwellwerk stellt den tragenden Gehäusesockel dar. Auf schmückendes Beiwerk wurde bewußt verzichtet; die Gliederung der Prospektfelder durch die abgestuften Pfeifenkörper unterstreicht die sachliche Gestaltung des Gehäuses.

Letzte Änderung am 08.06.2009
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